Vor 90 Jahren: Erstes Leipziger Wohnheim wird eingeweiht

erstes Leipziger Wohnheim Erich-Bethe-Haus

Der erste eigens für Studierende erbaute Wohnheim-Neubau in Leipzig wäre dieser Tage 90 Jahre geworden. Das nach dem ehemaligen Rektor der Uni Leipzig benannte Erich-Bethe-Haus wurde am 10. Mai 1931 eingeweiht und bestand bis ins Jahr 1943.

Am 10. Mai 1931 wurde im Bozener Weg (heute Lichtenbergweg) in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals das Erich-Bethe-Haus eingeweiht. Benannt nach dem ehemaligen Rektor der Universität Leipzig und engagiertem Mitbegründer, ist es das erste eigens für Studierende gebaute Wohnheim in Leipzig. Schon länger gab es Bestrebungen, ein Studentenhaus zu errichten. Organisation und Finanzierung nahmen Jahre in Anspruch. Ein Verein zur Förderung von Studentenheimen wurde gegründet, um eingeworbene Mittel zu verwalten. Den Bauplatz stellte die Stadt Leipzig als Erbpacht und vergab auch ein Baudarlehen. Finanziert wurde das Wohnheim zum Teil mit besonderen studentischen Semesterbeiträgen (Baugeld) und privatem Geld für die Gesamtkosten von 250.000 RM. Betreiber war die Wirtschaftsselbsthilfe, der Vorläufer des heutigen Studentenwerkes Leipzig.

Das Erich-Bethe-Haus bot in Einzel-, Doppel- und Dreierzimmern Platz für 50 Studierende. Weitere Räumlichkeiten und Besonderheiten waren außerdem:

  • Sandplatz im Innenhof für Feste und Morgengymnastik
  • Gemeinschafts- und Arbeitsräume
  • Musikraum
  • Lesezimmer
  • Fahrradraum
  • Speisesaal
  • Balkon und Grünfläche
  • Übernachtungsplätze für Durchreisende

„Auf dem im Stile eines einfachen Landhauses erbauten Hause weht lustig die Hausflagge in den Farben der Universität. Das Grau des äußeren Kunstputzes fügt sich wirkungsvoll in das junge Frühlingsgrün des ehemaligen Gutsparks“ (Taschenbuch der Leipziger Studentenschaften, Leipzig 1932/33).

Das Erich-Bethe-Haus wurde im Dezember 1943 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nach dem Krieg musste zunächst Platz für die Studierenden geschaffen werden – so viele wie möglich galt es unterzubringen. Offiziell gewünscht war deshalb das Leben in Internaten, in Zimmer mit bis zu acht Personen. In Altbauten sollten Heime neu eingerichtet werden, was die Universitätsleitung veranlasste. Im Zuge dessen wurden das Arbeiterstudentenheim in der August-Bebel-Straße 73 und das Wohnheim in der Liviastraße 4/5 eröffnet.